Wie entsteht die Akne inversa?1

Die Akne inversa ist eine systemische, chronisch-entzündliche Hauterkrankung, bei der es zu einem Verschluss der Haarfollikel und einer Entzündung der betroffenen Stellen kommt. Als mögliche Ursachen werden Störungen des Immunsystems und des Hormonhaushalts sowie erbliche Veranlagungen vermutet. Zusätzlich gibt es Risikofaktoren, die die Entstehung der Erkrankung begünstigen oder diese verstärken können. Begleiterkrankungen belasten Betroffene zusätzlich.

Illustration der Abszess- und Fistelbildung bei Akne inversa

Akne inversa: Ursachen1-4

Akne inversa zählt zu den autoinflammatorischen Erkrankungen. Bei diesen Krankheiten kommt es zu einer überschießenden Entzündungsreaktion (Inflammation), die durch das angeborene Immunsystem ausgelöst wird. Bestimmte Abwehrzellen schütten dabei Botenstoffe aus, die die Entzündungen bei der Akne inversa auslösen und aufrechterhalten.

Eine weitere Komponente kann ein Ungleichgewicht des Hormonhaushalts sein, denn Akne inversa wird häufig während oder nach der Pubertät beobachtet. Vor allem Frauen im fruchtbaren Alter sind davon betroffen. Stress, Vitaminmangel, eine unausgewogene Ernährung sowie zu wenig Bewegung können den Hormonspiegel beeinflussen und ihn aus dem Gleichgewicht bringen.

Da die Akne inversa oftmals familiär auftritt, wird auch der Einfluss einer erblichen Veranlagung nicht ausgeschlossen. Bei 30 bis 40 Prozent der Menschen mit Akne inversa kommt die Erkrankung bei weiteren Personen aus der Familie vor. Verantwortlich dafür sind bestimmte Gene, die zur Entstehung beitragen können. 

Mutter hält ihr neugeborenes Baby im Arm

Akne inversa: Risikofaktoren1,5-6

Neben dem Alter und Geschlecht können weitere Faktoren die Akne inversa begünstigen. Dazu gehören:

  • Dauerhafter Stress: Stress gehört zum täglichen Leben und hilft, kurzfristige Herausforderungen zu meistern. Wird Stress jedoch zum dauerhaften Begleiter, wird es schwieriger, Problemsituationen zu bewältigen – der Körper ist durch die dauerhafte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol permanent im Alarmmodus. Die Folge: Das Immunsystem wird geschwächt, Entzündungen wie die bei der Akne inversa haben ein leichtes Spiel.
  • Rasieren: Das regelmäßige Entfernen der Haare im Achsel- oder Intimbereich kann ein Auslöser der Akne inversa sein. Durch die Rasur können kleinste Verletzungen der Haut entstehen, in die Bakterien eindringen und Entzündungen auslösen können.
  • Übergewicht und Schwitzen: Starkes Übergewicht steht im Verdacht, den Krankheitsverlauf negativ zu beeinflussen. Denn durch die Reibung überschüssigen Gewebes wird die Haut gereizt, was eine Abszessbildung fördern kann. Hinzu kommt: Zu enge Kleidung, die auf der Haut scheuert und reibt, kann zu Entzündungen und vermehrtem Schwitzen führen. Starkes Schwitzen (Hyperhidrosis), vor allem in Verbindung mit zu hohem Gewicht, kann sich ebenfalls negativ auf die Akne inversa auswirken.
  • Nikotin: Der Schadstoff Nikotin im Tabak scheint eine Rolle beim Verschluss der Haarfollikel zu spielen und fördert die Produktion entzündlicher Botenstoffe, die Entzündungsschübe auslösen können.
Ein Mann sitzt vor seinem Laptop und hat den Kopf in die Hände gestützt,

Akne inversa wird häufig von weiteren Krankheiten begleitet1,7-10

Menschen mit Akne inversa leiden oft nicht nur an den Symptomen der Krankheit selbst, sondern auch an verschiedenen Begleiterkrankungen. Diese können einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität und die psychische Verfassung der Betroffenen haben.

Es kann vorkommen, dass Betroffene neben Akne inversa auch Begleiterkrankungen aufweisen. Beispiele hierfür sind:

  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Entzündung der Darmschleimhaut mit krampfartigen Bauchschmerzen und Durchfall.
  • Rheumatische Erkrankungen wie die chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung Spondylarthropathie, die überwiegend die Wirbelsäule betrifft. Hierbei entzünden sich die Gelenke zwischen den Wirbeln, wodurch es zu einer Versteifung der Wirbelsäule kommen kann.
  • Stoffwechselbezogene Syndrome und Erkrankungen wie das metabolische Syndrom und Diabetes mellitus. Die Definition des metabolischen Syndroms ist ein zeitgleiches Auftreten von Bluthochdruck, erhöhtem Blutzuckerspiegel, starkem Übergewicht und gestörtem Fettstoffwechsel.
  • Auch hormonelle Störungen wie das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), bei dem es zu Zysten an den Eierstöcken, Zyklusstörungen und erhöhten Konzentrationen männlicher Geschlechtshormone kommt, können mit der Akne inversa assoziiert werden.
     
Eine Frau sitzt auf dem Sofa und fasst sich mit beiden Händen an den Bauch

Die unterschiedlichen Begleiterkrankungen von Akne inversa führen zu einem komplexen Krankheitsbild. Es ist wichtig, mit dem Behandlungsteam über alle Beschwerden zu sprechen und möglicherweise auch andere Fachrichtungen zurate zu ziehen.

Akne inversa kann durch Schmerzen, Schamgefühl und Isolation große psychische Belastungen hervorrufen und bei Betroffenen zu einer Depression führen. Deshalb kann für manche Menschen auch eine psychologische Behandlung hilfreich sein.

Teaser Diagnose Eine junge Frau im Gespräch mit ihrem Arzt

REFERENZEN

  1. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S1 - Leitlinie zur Therapie der Hidradenitis suppurativa / Acne inversa. Auflage 2012. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-012l_S1_Acne_inversa_Hidradenitis_suppurativa_2012-12-abgelaufen.pdf, letzter Aufruf am 13.01.2023
  2. Eugen Feist und Jörg Henes. Autoinflammatorische Erkrankungen Springer – Medizin e.Medpedia. https://www.springermedizin.de/emedpedia/dgim-innere-medizin/autoinflammatorische-erkrankungen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54676-1_92, letzter Aufruf am 03.02.2023.
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  5. Deutsche Gesellschaft für Dermatochirurgie e.V. Akne inversa. Stand: Jänner 2023. https://dgdc.de/akne-inversa.html, letzter Aufruf am 30.01.2022.
  6. Baumgärtner, M.A. Acne inversa Genotypische und phänotypische Einflussfaktoren unter besonderer Berücksichtigung der molekulargenetischen Untersuchung der γ-Sekretase. 2018. https://edoc.ub.uni-muenchen.de/22704/7/Baumgaertner_Mark_A.pdf, letzter Aufruf am 13.01.2023.
  7. Gesund.bund. Morbus Crohn - Ursachen. Stand: Jänner 2023. https://gesund.bund.de/morbus-crohn#auf-einen-blick, letzter Aufruf am 13.01.2023.
  8. Uniklinikum Würzburg. Spondylarthritiden (entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen). Stand: Jänner 2023. https://www.ukw.de/medizinische-klinik-ii/rheumatologie-immunologie/schwerpunkte/spondyloarthritiden/, letzter Aufruf am 30.01.2023.
  9. Internisten im Netz. Was ist ein Metabolisches Syndrom? Stand: Jänner 2023. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/metabolisches-syndrom/was-ist-ein-metabolisches-syndrom/, letzter Aufruf am 13.01.2023.
  10. Arzneimitteltherapie. Interdisziplinäres Management der Akne inversa. Stand: Jänner 2023. https://www.arzneimitteltherapie.de/heftarchiv/2021/03/interdisziplinaeres-management-der-akne-inversa-pharmakologische-therapieoptionen-und-innovative-behandlungskonzepte-1.html, letzter Aufruf am 13.01.2023.